Preisträgerin des Tractatus 2025 ist die deutsche Philosophin Eva Weber-Guskar.        

Preisträgerin des Tractatus 2025 ist die deutsche Philosophin Eva Weber-Guskar. Mit dem Essaypreis des Philosophicum Lech in Höhe von 25.000 Euro exemplarisch prämiert wird ihr Buch „Gefühle der Zukunft. Wie wir mit emotionaler KI unser Leben verändern“. Die feierliche Tractatus-Verleihung findet bei freiem Eintritt am Freitag, den 26. September 2025, um 21.00 Uhr in den Lechwelten in Lech am Arlberg statt.

Seit 2009 gibt der Tractatus verlässlich Auskunft über höchste Qualität und Relevanz im Bereich der philosophisch-kulturwissenschaftlichen Essayistik. Alljährlich gewürdigt werden herausragende Publikationen, die einen bedeutenden Beitrag zur Standortbestimmung in philosophisch und gesellschaftlich gewichtigen Diskursen leisten. Dank privater Sponsoren mit 25.000 Euro hoch dotiert, gilt der Essaypreis des Philosophicum Lech als eine der renommiertesten Auszeichnungen auf diesem Felde im deutschsprachigen Raum. Der Tractatus 2025 wird der Philosophin Eva Weber-Guskar für ihr im Vorjahr erschienenes Buch „Gefühle der Zukunft“ verliehen. „Ein Text, der im besten Sinne nicht nur geistig, sondern auch ganz praktisch aufklärt über die Welt, in der wir leben“, wie es in der Jurybegründung lautet. Zur feierlichen Verleihung des Tractatus wird am Freitag, den 26. September um 21.00 Uhr in die Lechwelten, das Kultur- und Kongresshaus von Lech am Arlberg geladen. Die öffentliche Veranstaltung ist nur eines der Glanzlichter im Rahmenprogramm des 28. Philosophicum Lech. Unter dem Titel „Abenteuer. Lob der Unverfügbarkeit“ bietet die Tagung vom 23. bis 28. September 2025 wieder eine breit gefächerte transdisziplinäre Erörterung und Diskussion eines ebenso brisanten wie zeitlosen Themas. Siehe unter: www.philosophicum.com

Als Würdigung überragender Publikationen auf dem immer wichtiger werdenden Feld geistiger Auseinandersetzungen und Standortbestimmungen wurde auf Anregung des Schriftstellers Michael Köhlmeier, Mitbegründer des Philosophicum Lech, 2009 der Tractatus ins Leben gerufen. Die Liste der bisherigen Preisträger:innen und prämierten Werke dokumentiert die beachtliche Bandbreite wie auch hohe Aktualität philosophischer Essayistik und bürgt zugleich für herausragende Qualität. Zu den Kriterien für die Vergabe des Tractatus zählen insbesondere die Originalität des Denkansatzes, die Gelungenheit der sprachlichen Gestaltung und die Relevanz des Themas. Die alljährliche Auswahl preiswürdiger Publikationen obliegt einer hochkarätig besetzten dreiköpfigen Jury. Seit 2023 besteht diese aus der österreichischen Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin und Essayistin Daniela Strigl, der Schweizer Philosophin, Kulturjournalistin und Publizistin Catherine Newmark sowie dem deutschen Literaturkritiker und Autor Ijoma Mangold. Aus den Vorschlägen der Jury-Mitglieder und deren Diskussion unter Vorsitz des langjährigen wissenschaftlichen Leiters und nunmehrigen Co-Intendanten des Philosophicum Lech Konrad Paul Liessmann (nicht stimmberechtigt) ging die im Juli veröffentlichte Tractatus-Shortlist hervor. Diese ist als ausdrückliche Würdigung der gewählten sechs Werke und als Lektüreempfehlung zu verstehen: www.philosophicum.com/tractatus/shortlist/shortlist-2025

Die Wahl der Tractatus-Preisträgerin 2025 fiel schließlich auf die deutsche Philosophin Eva Weber-Guskar, deren Publikation „Gefühle der Zukunft. Wie wir mit emotionaler KI unser Leben verändern“ exemplarisch ausgezeichnet wird. In dem im August 2024 beim Ullstein Verlag erschienenen Buch führt die Autorin zunächst in die Grundlagen der Forschung zu Künstlicher Intelligenz (KI) sowie philosophische Emotionstheorien ein, bevor sie bezüglich des „Affective Computing“ die Potenziale und Risiken emotionaler KI beleuchtet. Die Ausführungen von Weber-Guskar fanden ein starkes mediales Echo und werden nicht nur in Fachkreisen intensiv rezipiert und diskutiert. Gelobt wird insbesondere die Erweiterung der Perspektive, die dieses Buch für die aktuelle Debatte zum Verständnis und Einsatz von KI bietet, indem der Fokus auf die emotionale Dimension gelegt wird, während KI vorher vor allem mit Rechnen, Rationalität, Sprache u. Ä. konnotiert war. Die Philosophin legt dabei nicht nur dar, wozu Affective Computing im Sinne von automatischer Emotionserfassung nützlich sein könnte, sondern diskutiert auch, welche Art von emotionaler Interaktion zwischen Mensch und KI in Form von sozialen Chatbots, die Emotionen simulieren, sinnvoll und welche wünschenswert ist, sowie des Weiteren, ob es gute Gründe gäbe, auch nur zu versuchen, KI mit eigenen Gefühlen zu entwickeln – und das alles sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene. Damit eröffnet Weber-Guskar einen maßgeblichen, richtungsweisenden Blick auf ein brandheißes Thema, das uns alle betrifft – wie Catherine Newmark in der Jurybegründung einleitend hervorhebt:

Der sogenannten „Künstlichen Intelligenz“ (KI) entkommt man seit ihrer enorm raschen Entwicklung und Verbreitung in den vergangenen Jahren kaum noch. Vollständig absehbar sind die letztendlichen Auswirkungen auf menschliche Interaktion, Kommunikation, Arbeit und vieles mehr noch nicht; dass sie bedeutend sein werden, steht außer Frage. Während manche angesichts dieser schönen neuen Welt in technikverliebte Begeisterung verfallen, malen andere in schwärzesten Farben eine dystopische Maschinenzukunft aus und wieder andere stecken milde panisch den Kopf in den Sand und suchen zu verneinen, dass hier überhaupt etwas Wesentliches passiert sei.

Eva Weber-Guskar tut in ihrem eminent kompetenten und lesbaren philosophischen Essay nichts von dem. Vielmehr schaut sie sehr genau hin, beschreibt aufs Präziseste die Funktionsweise der ins Visier genommenen „Large Language Models“ und die anthropologischen Vorannahmen, mit denen ihre jeweiligen Entwickler arbeiten. Das ist insbesondere bei den KI-Applikationen, die für emotionale Interaktionen mit Menschen entwickelt werden und auf die sich das Buch konzentriert, unglaublich aufschlussreich, zeigt doch die Autorin im Durchgang durch alle möglichen Varianten der Emotionstheorie, mit wie vielen Unwägbarkeiten über den Menschen es das sogenannte „Affective Computing“ zu tun bekommt.

Weber-Guskar befasst sich intensiver und kenntnisreicher mit den aktuellen technologischen Entwicklungen als die meisten ihrer Zunft, sie scheut das Empirische nicht und sucht auch innerhalb der Wissenschaften den interdisziplinären Austausch. Ihr Essay bleibt auch angesichts kompliziertester Sachverhalte stets verständlich, und im Tonfall, gerade angesichts der Ängste und Unsicherheiten, die das Thema KI oft auslöst, spektakulär gelassen und sachlich. Die Philosophin beschreibt, analysiert, wägt ab – und sie scheut sich nicht, wohlfundierte Urteile zu fällen darüber, wie Gesellschaft und Politik mit technologischen Innovationen umgehen sollten. Kurz: ein Text, der im besten Sinne nicht nur geistig, sondern auch ganz praktisch aufklärt über die Welt, in der wir leben.

Eva Weber-Guskar ist Professorin für Ethik und Philosophie der Emotionen an der Ruhr-Universität Bochum. Von 2019 bis 2024 war sie Heisenbergprofessorin am selben Ort und

Principal Investigator im interdisziplinären Forschungsprojekt „INTERACT! Neue Formen sozialer Interaktion mit intelligenten Systemen“ (2021-2024). Vorher war sie u. a. Visiting Scholar an der New York University sowie Gastprofessorin in Wien, Zürich, Bern und Erlangen. Sie ist Co-Gründungsmitglied der Redaktion von philpublica.de, einer Onlineplattform zur Vermittlung akademischer Philosophie in der Öffentlichkeit. Aktuell arbeitet sie zu Themen der emotionalisierten Künstlichen Intelligenz und zu zeitlichen Aspekten in Theorien des guten Lebens.

Die feierliche Verleihung des Tractatus 2025 erfolgt am Freitag, den 26. September 2025 um 21:00 Uhr in den Lechwelten. Der Festakt mit Laudatio von Jurymitglied Catherine Newmark und Dankesrede der Preisträgerin Eva Weber-Guskar wird musikalisch von einem eigens für diesen Anlass komponierten Streich-Trio-Satz des Vorarlberger Komponisten Marcus Nigsch umrahmt. Moderiert wird die Tractatus-Verleihung von der Schweizer Philosophin Barbara Bleisch, die seit letztem Jahr gemeinsam mit Konrad Paul Liessmann die Intendanz des Philosophicum Lech bildet. Zur transdisziplinären Tagung vom 23. bis 28. September unter dem Titel „Abenteuer. Lob der Unverfügbarkeit“ sind namhafte Vortragende aus dem gesamten deutschsprachigen Raum geladen, um das Thema aus unterschiedlichster Perspektive zu erörtern und anschließend mit dem Publikum zu diskutieren. Den Auftakt am Dienstag, 23.09.2025 geben die„Philosophicum Dialoge“.




Zur Person sowie zu den Arbeitsgebieten und Büchern von Eva Weber-Guskar

Eva Weber-Guskar, geboren 1977 in München, studierte Philosophie, Komparatistik und Politische Wissenschaften an der LMU München, der Sorbonne in Paris und der Humboldt-Universität zu Berlin. 2007 promovierte sie an der Freien Universität Berlin bei Peter Bieri (Tractatus-Preisträger 2014) mit einer Arbeit über das Verstehen von Emotionen. Von 2008 bis 2015 war sie zunächst wissenschaftliche Mitarbeiterin, dann Stipendiatin und Lehrbeauftragte am Philosophischen Seminar der Georg-August-Universität Göttingen und habilitierte sich mit einem Buch über den Begriff der Menschenwürde. Sie war ein Jahr lang Visiting Fellow an der New York Universität und übernahm Gast- und Vertretungsprofessuren in Berlin, Wien, Zürich und Erlangen. Von 2019 bis 2024 hatte Weber-Guskar eine Heisenbergprofessur an der Ruhr-Universität Bochum inne und ist nunmehr ebendort Professorin für Ethik und Philosophie der Emotionen am Institut für Philosophie I. Aktuell organisiert sie die Workshop-Reihe EMAC (Ethics Meets Affective Computing), ist Teilprojektleiterin im Verbundprojekt „Bildersturm – Frauen in der Philosophie sichtbar machen und neue Vorbilder etablieren“, Mitglied des DFG-Netzwerks „Methoden Praktischer Ethik“, Associate Editor des „International Journals of Social Robotics“ und Mitglied des Advisory Boards von ZEMO (Zeitschrift für Ethik und Moralphilosophie) sowie Co-Gründungsmitglied von PhilPublica.

Eva Weber-Guskars Forschungsschwerpunkte liegen in der normativen und angewandten Ethik. Im Rahmen der Ethik der Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz konzentriert sie sich aktuell auf philosophische und ethische Fragen zum Affective Computing. Außerdem arbeitet sie  zu Fragen von Zeit in Theorien des guten Lebens und der Zeitlichkeit von Emotionen. Davor hat sie sich unter anderem besonders mit dem Begriff der Menschenwürde und Werttheorien beschäftigt.

Buchpublikationen:

2009: Die Klarheit der Gefühle. Was es heißt, Emotionen zu verstehen, De Gruyter, Berlin

2016: Würde als Haltung Eine philosophische Untersuchung zum Begriff der Menschenwürde, mentis Verlag, Münster

2017 (Hrsg. gemeinsam mit Mario Brandhorst): Menschenwürde. Eine philosophische Debatte über Dimensionen ihrer Kontingenz, suhrkamp taschenbuch wissenschaft, Berlin

Eva Weber-Guskar: Gefühle der Zukunft. Wie wir mit emotionaler KI unser Leben verändern

Ullstein Verlag, 2024

ISBN 9783550202872

Hardcover, mit Schutzumschlag, 272 Seiten
D: 23,99 € | A: 24,70 € | CH: ab 29,20 Fr., Preis variiert

E-Book (ePub) – Deutschland und Österreich: 19,99 €