Feierliche Eröffnung des 28. Philosophicum Lech
- 25. September 2025
- 2025
Mit einem Festakt und dem Impulsreferat von Co-Intendant Konrad Paul Liessmann wurde das 28. Philosophicum Lech offiziell eröffnet
Im festlichen Rahmen des Kultur- und Kongresshauses Lechwelten erfolgte am Donnerstag, den 25. September um 16.00 Uhr die offizielle Eröffnung des 28. Philosophicum Lech. Die transdisziplinäre Tagung steht heuer unter dem Titel „Abenteuer. Lob der Unverfügbarkeit“. Namhafte Vortragende aus Philosophie, Sozial- und Kulturwissenschaften sowie weiteren Gebieten – von Astrophysik über Extrembergsteigen bis Literatur – werden das breit gefächerte Thema mit vielfältigem Gegenwartsbezug beleuchten und mit dem Publikum diskutieren. Im Vorfeld des Symposiums widmeten sich am Dienstag, den 23. September die Philosophicum Dialoge den vorherrschenden Krisen, insbesondere jener der westlichen Demokratien. Das Remus-Impulsforum fand erstmals bereits am Mittwoch statt und debattierte zur Frage: „Europa: Spielplatz der Abenteurer?“ Anschließend bot der philosophisch-literarische Vorabend eine unterhaltsame Einstimmung auf die diesjährige Materie. Der traditionelle Festakt am Donnerstag gab den Auftakt zum Symposium, wobei die Vortragsreihe der folgenden drei Tage wie gewohnt vom Impulsreferat der Intendanz eingeleitet wurde – diesmal gehalten von Konrad Paul Liessmann. www.philosophicum.com
Bereits seit 1997 lädt das Philosophicum Lech alljährlich zum Gedankenaustausch über ein grundlegendes Thema in Bezug auf brennende Fragen der Gegenwart. Von Beginn an transdisziplinär und somit auf eine Vielfalt an perspektivischer Betrachtung sowie breite Diskussion ausgerichtet, fand das Symposium großen Anklang bei den geladenen Referent:innen wie auch dem Publikum. Schon bald etablierte es sich als herausragender Ort intellektueller Auseinandersetzung. Seit vielen Jahren können mehr als 600 Teilnehmer:innen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum begrüßt werden. So auch bei der gestrigen Eröffnung im voll besetzten Veranstaltungssaal der Lechwelten, dem neuen Kultur- und Kongresshaus von Lech am Arlberg. Wie Bürgermeister Gerhard Lucian in seinen Willkommensworten betonte, könnte das diesjährige Thema des Philosophicum – „Abenteuer. Lob der Unverfügbarkeit“ – auch bezüglich der gastgebenden Gemeinde kaum passender gewählt sein. Dabei verwies er auf das Wesen der Natur in den Bergen, die daran erinnere, dass das Unverfügbare an ihr zum Staunen und Erleben einlädt. Der Obmann des Vereins Philosophicum Lech Ludwig Muxel hob in seiner Begrüßung hervor, dass Lech am Arlberg während der Tagung zu einem besonderen Ort des Nachdenkens, der Begegnung und des Austauschs wird. Wie sein Vorredner bedankte er sich bei der Intendanz, Barbara Bleisch und Konrad Paul Liessmann, die dem Symposium „mit klarem Blick und intellektueller Leidenschaft Jahr für Jahr Richtung und Tiefe geben“. Seine weiteren Dankesworte galten u. a. Michael Köhlmeier, Ideengeber und Mitinitiator des Philosophicum Lech, allen Förderern und Partnern sowie den Referent:innen und nicht zuletzt dem Publikum: „Mit ihrer Aufmerksamkeit, Ihrer Kritik und Ihrer Diskussionsfreude machen Sie das Philosophicum zu dem, was es ist: ein lebendiger Denktraum in der schönsten aller Kulissen – getragen von einer Gemeinschaft, die die Freude am Denken verbindet.“ Als letzter Festredner hob der Landeshauptmann von Vorarlberg Markus Wallner die Bedeutung der Veranstaltung als internationales Zentrum für philosophische, kultur- und sozialwissenschaftliche Reflexion hervor. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt vom Vokalensemble Tannberg der Musikschule Lech.
Fesselndes Impulsreferat zum Jahresthema von Konrad Paul Liessmann
Als Abrundung der feierlichen Eröffnung und gleichzeitig Einstieg ins Jahresthema folgte das Impulsreferat von Konrad Paul Liessmann mit dem Titel „Das Abenteuer. Lob der Unverfügbarkeit“. Einleitend rezitierte der bekanntlich auch literarisch beschlagene Philosoph die Anfangsverse des Nibelungenlieds als „veritable Theorie des Abenteuers“ im Sinne einer prägnanten Definition, von der aus er auf den zweiten Teil des Tagungstitels überleitete. „Im Abenteuer geht es um Menschen, die bereit sind, sich der Gefahr und dem Unabwägbaren, dem Unverfügbaren und dem Unbekannten, dem Unabsehbaren auszusetzen, und die diese Unbestimmtheit bewusst suchen und aufsuchen.“ In Rekurs auf einen Essay des Soziologen Georg Simmel erläuterte er weiters, dass das Verlockende am Abenteuer die Verdichtung zweier widerstreitender Grunderfahrungen des Menschen sei: „Im Abenteuer erfahren wir die Einheit von Souveränität und Ausgeliefertsein als einen besonderen Moment, als eine ‚Insel‘ in unserem Dasein.“ Als eine Erfahrung des Unverfügbaren in einer ansonsten geordneten Welt, passe das so bestimmte Abenteuer nicht mehr in unsere Zeit. Denn, wie Liessmann erklärend ausführte: „Die Moderne als Lebensform versucht, das Unberechenbare, das Ungewisse, das Unverfügbare und damit das Abenteuerliche zu minimieren und aus unserem Leben so weit wie möglich zu verbannen.“ Allerdings stecke schon auch eine gewisse Größe, ja ein trotziger Heroismus in der Haltung des modernen Menschen, dass sich nichts seinem Willen entziehen kann. Also dass ihm Alles gemäß eines Begriffs von Martin Heidegger im Modus der „Zuhandenheit“, der Verfügbarkeit erscheinen will. Selbst das Sterben und der Tod sollen unter Kontrolle gebracht werden, wie etwa Konzepte der „Longevity“ zeigen. So gesehen gebe es nur mehr einen einzigen Moment unseres Lebens, an den schon aus logischen Gründen keine Verfügungsansprüche gestellt werden können: die Geburt. Allein die Tatsache, dass wir in der Welt sind, unser bloßes Da-Sein sei somit „der große und letzte Skandal der Moderne“. Im Anschluss verwies Liessmann auf den Doppelsinn des Begriffs Unverfügbarkeit, der vom Theologen Rudolf Bultmann stammt: „Dass sich Gott den Zugriffen des Menschen entzieht, war damit ebenso gemeint wie die moralphilosophisch grundierte Einsicht, dass es Dinge gibt, über die wir nicht verfügen können und solche, über die wir nicht verfügen dürfen. Unsere Würde gründet in der Überzeugung, dass der Verfügbarkeit des Menschen über sich und andere Grenzen gesetzt sind.“ Abschließend stellte der Philosoph eine gewissermaßen provokante, fürs diesjährige Symposium zugleich programmatische Frage: „Wie wäre es, wenn sich Menschen, die sich in ihren Weltverhältnissen und ihrer Deutung derselben so unterscheiden, dass eine Kommunikation kaum möglich erscheint, wie wäre es, wenn sich Mächtige und Ohnmächtige, Alte und Junge, Linke und Rechte einmal darauf einigten, über das ihnen gleichermaßen Unverfügbare zu sprechen?“. Dafür wird allerdings das Herz für ein Abenteuer benötigt, denn „es wäre im wahrsten Sinn des Wortes eine Ausfahrt ins Ungewisse“, so Liessmann. Gewiss aber werden die weiteren Vorträge dem Unverfügbaren tief auf den Grund gehen.
Weitere Informationen auf www.philosophicum.com
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